Der knapp fünfstündige Flug verläuft butterweich und ereignislos. Schnell wird dem aufmerksamen Beobachter klar, an welchem Ende bei Ryanair gespart wird: Beim entbehrlichen Luxus. Essen und Trinken gibt es zwar an Bord, kostet jedoch extra. Bei einem – durchaus genießbaren – Sandwich und einem Tee kommen da schnell sechs Euro zusammen. Es ist daher völlig in Ordnung, seine eigene Verpflegung mitzubringen. Ein paar Stullen macht man sich am Besten zuhause, Getränke kann man nach der Sicherheitskontrolle (durch die man nach wie vor keine Flüssigkeiten bringen darf) direkt am Gate noch mal kaufen.
Ein wunderschöner Anflug und ein peinlicher Versprecher
Einfach wundervoll ist der Anflug auf die Insel. Wir fliegen vorbei an Gran Canaria. Teneriffa grüßt mit dem immer noch leicht schneebedeckten Pico de Teide. Rechts von uns sehen wir, beinahe schwarz gegen die weißen Wolken und das makellose Blau des Himmels, La Palma. Fast unter uns liegt wenige Minuten später, zerklüftet und dünn besiedelt, La Gomera. In der Ferne El Hierro, das antike Ende der Welt.
Nach der Landung wird mir für einen Moment ein wenig mulmig. Anscheinend ist einem der Flugbegleiter nicht so ganz gegenwärtig, wo er sich gerade befindet, denn er heißt die Fluggäste während des roll-outs auf dem Flughafen „Canary South“ willkommen. Einen Augenblick lang frage ich mich, ob ich mich verhört habe, dann ertönt – tätärätääää – die bei Ryanair übliche, etwas quietschige Fanfare. Ein unüberhörbar irischer Sprecher verkündet euphorisch, dass dies wieder einmal „änöttherr ön-täim fläitt“ war. Ich steige aus, die Sonne lacht! Watteweiße Wolken branden über rostrote Berge – ich bin zuhause.
Mit dem Bus nach La Victoria
Noch habe ich kein Auto, so dass ich mit dem Bus nach La Victoria muss. Eine kurze Nachfrage bei einem der TITSA-Mitarbeiter, die an den Haltestellen Fahrpläne verteilen und Fragen wie diese beantworten ergab, dass ich mit der Linie 343 zum Nordflughafen muss und von dort mit der Linie 101 nach La Victoria komme. Bis mein Bus fährt, habe ich noch ein wenig Zeit, und so nehme ich zusammen mit Jürgen, einem Mitreisenden, noch einen Kaffee. Jürgen ist Künstler, 60, sieht aus wie Mitte 40 und erweist sich als ausgesprochen interessante Reisebekanntschaft.
Der Bus zum Nordflughafen hält direkt von dem Flughafengebäude. Wenn man sich beim Verlassen des Hauptgebäudes halb links hält, läuft man direkt auf die mit grünen Stelen gekennzeichneten Haltestellen zu. Die Linie 343 fährt stündlich, und der Bus um 17:03 ist prima zu erreichen, wenn man mit Ryanair aus Bremen kommt.
Eine abenteuerliche Weiterfahrt
Am Nordflughafen verabschiede ich mich von Jürgen, der von hier aus nach La Palma weiterfliegt. Jetzt wird es kniffelig, denn ich habe keinen blassen Schimmer, wo sich die nächste Bushaltestelle befindet. Also, durchfragen. Hände, Füße, Englisch, Pidgin-Spanisch … aha: Ich muß das Flughafengelände verlassen und auf die andere Seite der Autobahn.
Na, toll…
Gleich vorweg: Es ist deutlich bequemer, sich von hier aus ein Taxi zu nehmen. Bis nach La Victoria sind es noch etwa 15 Kilometer, so teuer kann das nicht sein.
Wer es abenteuerlich mag, kann jedoch auch den Bus nehmen: Verlassen Sie das Flughafengebäude auf der Abflugebene und gehen Sie nach links. Ignorieren Sie die vielen „Für Fußgänger verboten“-Schilder und überqueren Sie die Autobahn nach etwa 200m über die Brücke. Vorsicht, es gibt keinen Fußweg!
Hinter der Brücke wechseln Sie am Besten auf die linke Seite – pardon: Sie überklettern die Leitplanke und eine kleine Mauer – und gehen über einen Parkplatz, der zu einem etwas schummerigen Etablissement gehört. Es geht etwas bergan, oben sehen Sie schon ein Bushäuschen – das ist allerdings für die entgegengesetzte Richtung. Überqueren Sie die Straße, etwa 100m weiter rechts steht das Wartehäuschen (parada genant) für den Bus nach La Victoria. Die Linie 101 fährt tagsüber alle 30 Minuten, lange müssen Sie also nicht warten.
Parallel zur Autobahn geht es in Richtung Puerto de la Cruz durch die Ortschaften entlang der Nordostküste. In La Matanza überquert der Bus die Autobahn und fährt nun etwas erhöht am Berg weiter. In La Victoria hält er – leider- ebenfalls „oben“ an der Shell-Tankstelle, so dass man nun den ganzen Berg nach La Palmita hinuntergehen muss. Wohl dem, der jetzt nicht zuviel Gepäck dabei hat. Ich habe nur einen kleinen Trolley und meinen Rucksack, so dass sich die Strapazen in Grenzen halten.
Zu Fuß nach La Palmita
Schließlich erreiche ich die Urbanisation und gehe, begleitet von vielstimmigem Hundegekläffe, durch die Zitrusplantagen. Schlußendlich bin ich am Haus, und nach kurzem Klönschnack mit den Nachbarn sowie der Inbetriebnahme des Autos kann ich noch schnell zum Alcampo nach Puerto de la Cruz fahren, um ein paar Lebensmittel einzukaufen. Der hat glücklicherweise bis 22:00 Uhr geöffnet.
Abends noch schnell einkaufen
Vorsicht übrigens bei der Rückfahrt. Man muß das Einkaufszentrum einmal umrunden, um wieder auf den Kreisverkehr Richtung Autobahn zu gelangen. Die Ausschliderung vor dem Kreisverkehr ist etwas missverständlich, so dann man leicht auf einen Parkplatz fährt anstatt auf die Autobahn. Wenigstens ich bin bereits zwei Mal drauf reingefallen und habe eine lästige Ehrenrunde drehen müssen. Nehmen Sie die linke Spur und fahren Sie gefühlt etwa 50m zu weit geradeaus, dann erwischen Sie die Auffahrt Richtung Santa Cruz.
Puh, gegen halb elf bin ich dann doch „durch“. Mit einem Glas Wein und einem kleinen Abendessen kann ich meinen Tag beschließen und falle todmüde ins Bett.